Frankfurt besitzt seit 1872 eine Straßenbahn. Die heutige Betreiberin, die Verkehrsgesellschaft Frankfurt mbH, ist das letzte von ehemals elf Unternehmen, die während der letzten 131 Jahre in Frankfurt und seinen Vororten Straßenbahnen betrieben. Die VGF besitzt zur Zeit neun Straßenbahnlinien. Drei davon (5, 11 und 17) fahren nur nördlich, zwei (15 und 19) nur südlich des Mains. Der wichtigste Knoten im Straßenbahnnetz ist der Hauptbahnhof (sechs Linien). Ebenfalls bedeutend sind Stresemannallee/Gartenstraße an der Friedensbrücke (fünf Linien) und der Südbahnhof (vier Linien).

Straßenbahnlinien in Frankfurt

[Die Linie 5 wird offiziell als U-Bahn-Linie bezeichnet (U5), ist aber keine. Die Linie 19 fährt nur in der Hauptverkehrszeit. S bedeutet Umsteigemöglichkeit zur S-Bahn, A/B/C umsteigen zur jeweiligen Strecke der U-Bahn.]
Nr. Anfang Wichtige Zwischenhalte Ende
U5 Hauptbahnhof (S,B,10,16,17,21) Willy-Brandt-Platz (A,C,10,12), Konstablerwache (S,B,C,12), Hauptfriedhof Preungesheim
11 Höchst, Zuckschwerdtstraße Galluswarte (S,21), Hauptbahnhof (S,B,5,16,17,21), Willy-Brandt-Platz (A,C,5,12), Ostendstraße (S,14), Ostbahnhof (C) Fechenheim, Schießhüttenstraße
12 Schwanheim, Rheinlandstraße Niederrad (S), Stresemannallee/Gartenstraße (15,16,19,21), Willy-Brandt-Platz (A,C,5,10), Konstablerwache (B,C,S,5), Bornheim-Mitte (B) Fechenheim, Hugo-Junkers-Straße
14 Neu-Isenburg, Stadtgrenze Südbahnhof (S,A,15,16,19), Ostendstraße (S,11), Zoo (C) Bornheim, Ernst-May-Platz
15 Niederrad, Haardtwaldplatz Stresemannallee/Gartenstraße (12,16,19,21), Südbahnhof (S,A,14,16,19) Offenbach, August-Bebel-Ring
16 Ginnheim (A) Bockenheimer Warte (B,C), Hauptbahnhof (B,S,5,11,17,21), Stresemannallee/Gartenstraße (12,15,19,21), Südbahnhof (S,A,14,15,19) Offenbach, August-Bebel-Ring
17 Bockenheim, Rebstockbad (A) Messe (B,16), Hauptbahnhof (B,S,5,11,16,21) Gutleutviertel, Pforzheimer Straße
19 Schwanheim, Rheinlandstraße Niederrad (S), Stresemannallee/Gartenstraße (12,15,16,21) Südbahnhof (S,A,14,15,16)
21 Gallusviertel, Mönchhofstraße Hauptbahnhof (S,B,5,11,12,16,17), Stresemannallee/Gartenstraße (12,15,16,19) Niederrad, Waldstadion

 

Straßenbahnunternehmen in Frankfurt 

Die Unternehmen sind nach dem Eröffnungsdatum der ersten Strecke sortiert. Außer der Hanauer Straßenbahn bildeten alle erwähnten Betriebe ein großes, zusammenhängendes Netz. S&H und Schuckert betrieben ihre Bahnen nur als Ausstellungsstücke während der Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung 1891.
Abk. Name Straßenbahn Sonstige
FTG Frankfurter Trambahngesellschaft 1872-1899
Erste Strecke, eröffnet am 19.5.1872: Schönhof-Hauptwache (Pferdebahn). Später zahlreiche Pferdebahnlinien im inneren Stadtgebiet. 1899/1900 übernommen durch die SSF zwecks Elektrifizierung.
Akku-Bahn 1897-1900
Hauptbahnhof-Galluswarte
FOTG   Frankfurt-Offenbacher Trambahn-Gesellschaft 1884-1905 
Die vierte elektrische Straßenbahn der Welt, meterspurig. Strecke: Alte Brücke - Oberrad - Mathildenplatz. 1905 anteilig übernommen durch SSF und SSO und 1906 umgespurt. Seitdem(!) von der Linie 16 befahren.
 
FLAG Frankfurter Lokalbahn AG 1888-1955 
1888 Pferdebahn Eschenheimer Tor - Eschersheim. Noch im selben Jahr Umstellung auf Dampfbetrieb, 1901 an SSF. 1899 Dampfbahn Oberursel-Hohemark (1910 elektrisch). 1909 Eschersheim - Oberursel und Bad Homburg. 1955 kaufte die Stadt Frankfurt (SSF) die FLAG. Die Strecken der FLAG sind heute die U-Bahn-Linien U2 und U3.
 
FWB Frankfurter Waldbahn 1889-1929
1889 Dampfbahn Lokalbahnhof/Untermainbrücke - Riedhof - Neu Isenburg/Niederrad/Schwanheim. 1899 Übernahme durch SSF, Elektrifizierung 1929. Heute Teile der Linien 15 (Niederrad), 12 (Schwanheim), 14 (Neu-Isenburg).
Akku-Bahn 1891
Sachsenhausen-Oberforsthaus, Versuchs-Bahn während der "Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung."
S&H Siemens & Halske AG   Akku-Bahn 1891
Hauptbahnhof-Opernplatz, Versuchs-Bahn während der "Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung."
  Schuckert & Co Elektrische Straßenbahn 1891
Mainkai - Münchener Straße, Versuchs-Bahn während der "Internationalen Elektrotechnischen Ausstellung."
 
SSF Städtische Straßenbahn Frankfurt am Main 1899 - heute 
Entstand 1899 durch Übernahme und Elektrifizierung der Pferdebahnstrecken der FTG sowie der Waldbahn. 1901 folgte die Eschersheimer Dampfbahn der FLAG, 1906 der größte Abschnitt der FOTG. Übernahme der übrigen FLAG erst 1955. Die erste elektrische Strecke war Palmengarten-Lokalbahnhof-Bornheim 1899. 1938 betrieb die SSF 32 Straßenbahnlinien. 1945-49 wurde wegen der Zerstörung der Mainbrücken in den linksmainischen Stadtteilen ein eigenständiges Netz betrieben. 1968 eröffnete die erste U-Bahn-Linie (Hauptwache-Nordwestzentrum).
Obus 1944-1959
Heddernheim - Praunheim Brücke (Linie 60).

U-Bahn seit 1968.
SFM Stadtwerke Frankfurt am Main - Verkehr (seit 1967)
VGF Verkehrsgesellschaft Frankfurt mbH (seit 1996)
EWH Elektrizitätswerk Homburg v.d.H. AG 1899-1971
Die Straßenbahn Bad Homburg befuhr im Wesentlichen die Achse entlang der Louisenstraße bis nach Dornholzhausen, mit Zweigen zum Bahnhof, nach Kirdorf und zum Gotischen Haus. 1900 eröffnete die legendäre Saalburgbahn. Am südlichen Ende der Hauptstrecke bestand ein Übergang zur FLAG, die 1922 den ganzen Homburger Betrieb übernahm. 1935 wurde das Homburger Netz stillgelegt, die FLAG fuhr noch bis 1971 entlang der Louisenstraße bis zum Markt.
 
OPD Oberpostdirektion Frankfurt: Poststraßenbahn 1901-1951
Fünfzig Jahre lang betrieb die Post in Frankfurt eine eigene Straßenbahnlinie auf Gleisen der SSF, nämlich zwischen dem Bahn-Postamt am Hauptbahnhof, der Hauptpost auf der Zeil und der Päckchenstelle am Ostbahnhof. In den Innenhöfen der Postämter Hauptbahnhof und Zeil lagen eigene Gleise, auf der Zeil gab es sogar eine eigene kleine Wagenhalle. Die Wagen waren (natürlich) gelb und dienten auch als fahrbare Briefkästen: außen gab es eine Klappe zum Einwerfen von Briefen.
 
SSO Städtische Straßenbahn Offenbach am Main 1906-1996
1906 übernahm die Stadt Offenbach ihren Anteil an der umgespurten FOTG. Im Jahr darauf eröffnete die erste eigene Neubaustrecke in den neuen Stadtteil Bürgel. Außer der gemeinsam mit der SSF betriebenen Linie 16 (ex-FOTG) hatte Offenbach drei Linien (26, 27, 28). 1951 bis 1963 wurde das eigene Netz stillgelegt, 1967 die letzten eigenen Wagen verkauft. 1996 vertrieb man die Frankfurter Linie 16 aus der Stadt, die seitdem gänzlich straßenbahnlos ist.
Obus 1951-1972
Drei Linien: Rumpenheim-Goethering, Bieber, Buchrainweiher.
SWO Stadtwerke Offenbach (seit 1953)
HSB Hanauer Straßenbahn AG 1908-1945
Kein allzugroßer Erfolg war die aus drei Linien (Hauptbahnhof-Beethovenplatz, Nordbahnhof-Westbahnhof, Markt-Steinheim) bestehende Straßenbahn in Hanau. Wegen Bankrott der Betreiberin war bereits 1922-24 das ganze Netz stillgelegt. 1928 wurde die erste Linie aufgegeben, 1933 die zweite. Die übriggebliebene wurde 1945 samt Depot und Wagenpark durch zwei vernichtende Bombenangriffe komplett zerstört und nicht wiederaufgebaut.
 
Alle Angaben und Weisheiten stammen aus dem sehr empfehlenswerten Werk "Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland", Band "Hessen", von Dieter Höltge und Günter H. Köhler (EK-Verlag 1992).
In der weiteren Rhein-Main-Region existierten außerdem Straßenbahnen in Gießen, Wiesbaden (2 Betriebe), Eltville-Schlangenbad, Bingen, Bad Kreuznach, Mainz und Darmstadt. Nur die beiden letztgenannten gibt's noch. Allerdings gibt es in Hanau eine sehr weit gediehene Diskussion über die Wiedereinführung der dortigen Straßenbahn.