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Gießen

In Gießen gab es von 1909 bis 1953 eine Straßenbahn. Nach der schweren Zerstörung Gießens durch die Luftangriffe im Dezember 1944 wurde die Bahn erst mit großem Aufwand wiederaufgebaut und dann kurz darauf stillgelegt.

Neben der (regelspurigen) Straßenbahn gab es in Gießen von 1941 bis 1968 auch Oberleitungsbusse.

Der letzte übriggebliebene Gießener Straßenbahnwagen, Anhänger Nr. 11, der nur drei Jahre (1949-52) in Gießen und danach noch in Düsseldorf und in Frankfurt fuhr. Seit 1977 erinnert er auf dem Gelände der Gießener Stadtwerke an die ehemalige Straßenbahn.

Die Gießener Straßenbahn besaß zwei Linien:
(1909-1932)

Rote Linie: Bahnhof - Bahnhofstraße - Liebigstraße - Frankfurter Straße - Selterstor - Seltersweg - Kreuzplatz - Mäusburg - Marktplatz - Schulstraße - Neuen Bäue - Berliner Platz - Ludwigsplatz - Grünberger Straße - Schützenhaus (Volkshalle)

Grüne Linie: Bahnhof - Bahnhofstraße - Marktstraße - Marktplatz - Lindenplatz - Walltorstraße - Walltor - Marburger Straße - Friedhofsallee - Neuer Friedhof


(1932-1941)

Rote Linie: Bahnhof - Bahnhofstraße - Marktstraße - Marktplatz - Schulstraße - Neuen Bäue - Berliner Platz - Ludwigsplatz - Grünberger Straße - Volkshalle - Artilleriekaserne (seit 1927)

Grüne Linie: Bahnhof - Bahnhofstraße - Liebigstraße - Frankfurter Straße - Selterstor - Seltersweg - Kreuzplatz - Mäusburg - Marktplatz - Lindenplatz - Walltorstraße - Walltor - Marburger Straße Ecke Wiesecker Weg, von dort weiter in zwei Ästen:
    → Friedhofsallee - Neuer Friedhof
    → Wiesecker Weg - Grabenstraße - Kornblumenstraße - Wieseck Lindenplatz

Die rote Linie wurde 1941 stillgelegt, die grüne wie erwähnt nach dem Krieg mühsam wiederaufgebaut. Bis Dezember 1951 dauerten die umfangreichen Bauarbeiten, nur um die Strecke zehn Monate später dann doch stillzulegen, was in der damaligen, wirtschaftlich sehr schwierigen Zeit schon ein beachtlicher Luxus war. Der Abschnitt vom Bahnhof zu Marktplatz wurde noch bis zum 31. März 1953 betrieben. Mit einer Abschiedsfahrt am 3. April 1953 endete nach 44 Jahren die Geschichte der Gießener Straßenbahn.


Das Netz der Gießener Straßenbahn. Die Strecke Volkshaus—Artilleriekaserne eröffnete 1927, der Abschnitt Wiesecker Weg—Wieseck 1932, alle übrigen 1909. Die Strecken über Selterstor und zur Artilleriekaserne wurden 1941 stillgelegt, Marktplatz—Wieseck und —Friedhof 1952, Bahnhof—Marktplatz 1953.

Die Gießener Straßenbahn besaß in den 44 Jahren ihrer Existenz insgesamt 30 Schienenfahrzeuge für den Personenverkehr:

Fahrzeuge der Gießener Straßenbahn
Triebwagen (VK-Nr.: Vorkriegsnummer, NK-Nr.: Nachkriegsnummer)
VK-Nr. NK-Nr. Hersteller von bis in Gießen Weiteres Schicksal
1   Hannover (HAWA) 1909 1941 32 Jahre verkauft nach Dessau, dort zerstört bei Bombenangriff 1945
2   Hannover (HAWA) 1909 1941 32 Jahre verkauft nach Dessau, dort ausgemustert 1958
3 3 Hannover (HAWA) 1909 1953 44 Jahre verschrottet
4   Hannover (HAWA) 1909 1941 32 Jahre verkauft nach Dessau, dort zerstört bei Bombenangriff 1945
5 2 Hannover (HAWA) 1909 1953 44 Jahre verschrottet
6   Hannover (HAWA) 1909 1944 35 Jahre verkauft nach Hanau, dort zerstört bei Bombenangriff 1945
7   Hannover (HAWA) 1909 1944 35 Jahre verkauft nach Hanau, dort zerstört bei Bombenangriff 1945
8   Hannover (HAWA) 1909 1941 32 Jahre verkauft nach Dessau, dort zerstört bei Bombenangriff 1945
9 4 Hannover (HAWA) 1909 1953 44 Jahre verschrottet
10 1 Hannover (HAWA) 1909 1953 44 Jahre verschrottet
11   Hannover (HAWA) 1909 1941 32 Jahre verkauft nach Dessau, dort ausgemustert 1958
12   Hannover (HAWA) 1909 1941 32 Jahre verkauft nach Dessau, dort zerstört bei Bombenangriff 1945
13   Hannover (HAWA) 1910 1940 30 Jahre verschrottet 1941 nach Unfall
14   Hannover (HAWA) 1910 1941 32 Jahre verkauft nach Dessau, dort zerstört bei Bombenangriff 1945
15   Hannover (HAWA) 1911 1941 30 Jahre verkauft nach Bingen, dort ausgemustert 1955
16   Hannover (HAWA) 1911 1941 30 Jahre verkauft nach Bingen, dort ausgemustert 1955
17 5 Wismar 1929 1953 24 Jahre verschrottet
18 8 Wismar 1929 1953 24 Jahre verschrottet
19   Wismar 1929 1944 15 Jahre Zerstört beim Bombenangriff auf Gießen am 6.12.1944
20 7 Wismar 1929 1953 24 Jahre verschrottet
21 6 Wismar 1929 1953 24 Jahre verschrottet
22   Wismar 1929 1944 15 Jahre Zerstört beim Bombenangriff auf Gießen am 6.12.1944
Beiwagen (VK-Nr.: Vorkriegsnummer, NK-Nr.: Nachkriegsnummer)
VK-Nr. NK-Nr. Hersteller von bis in Gießen Weiteres Schicksal
51   Hannover (HAWA) 1913 1939 26 Jahre verkauft nach Hanau, dort zerstört bei Bombenangriff 1945
52   Hannover (HAWA) 1913 1939 26 Jahre verkauft nach Kattowitz, weiteres Schicksal unbekannt
53   Hannover (HAWA) 1913 1939 26 Jahre verkauft nach Hanau, dort zerstört bei Bombenangriff 1945
54   Hannover (HAWA) 1913 1939 26 Jahre verkauft nach Hanau, dort zerstört bei Bombenangriff 1945
55   Hannover (HAWA) 1913 1939 26 Jahre verkauft nach Hanau, dort zerstört bei Bombenangriff 1945
56   Wismar 1929 1939 10 Jahre verkauft nach Kattowitz, weiteres Schicksal unbekannt
  11 Uerdingen (KSW) 1949 1952 3 Jahre verkauft nach Düsseldorf, 1967 nach Frankfurt, dort ausgemustert 1977. Zurückgekauft durch Stadtwerke Gießen und als Denkmal aufgestellt (siehe Fotos oben).
  12 Uerdingen (KSW) 1949 1952 3 Jahre verkauft nach Düsseldorf, 1967 nach Frankfurt, dort ausgemustert 1977

Verwendete Literatur:
• Eckert/Augstein: Am Marktplatz treffen sich die Linien. Der Stadtverkehr in Gießen 1894-1988. Alba, Düsseldorf 1989.
• Höltge/Köhler: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Band 1: Hessen, 2. Auflage. EK, Freiburg 1992.